Sicher auf dem Werksgelände – Wege, Zonen, Verantwortung

Fahrbahnmarkierung ergänzt durch Videoüberwachung

Industrielle Betriebsgelände sind oft stärker frequentiert als vermutet. Lieferanten, interne Logistik, technische Services und Besuchende teilen sich die gleichen Wege. Ohne klare Struktur entstehen gefährliche Situationen – vor allem dort, wo Fahrzeuge und Fußverkehr aufeinandertreffen. Verantwortliche müssen daher nicht nur an die innerbetrieblichen Abläufe denken, sondern auch an das „Draußen“, das oft weniger im Fokus steht. Ein sicherer Verkehrsfluss beginnt mit der richtigen Flächenaufteilung: Wo fahren Lkw, wo laufen Personen, wo wird rangiert oder geparkt? Nur wenn alle Wege definiert sind, lassen sich Konflikte vermeiden. Sichtbarkeit, Lesbarkeit und Nachvollziehbarkeit der Verkehrsführung sind dabei entscheidend – nicht nur in der Planung, sondern auch im Alltag.

Regeln sichtbar machen

Ein Sicherheitskonzept bleibt wirkungslos, wenn es nicht auch optisch umgesetzt wird. Wer ein Gelände betritt oder befährt, muss auf Anhieb erkennen, wo Bewegung erlaubt ist – und wo nicht. Farbkontraste, Schilder, Bodenleitsysteme oder digitale Wegführung über QR-Codes können das Regelwerk sichtbar machen. Besonders gefährlich sind unklare oder fehlende Abgrenzungen, etwa an Ein- und Ausfahrten oder an beengten Übergängen zwischen Hallen. Wer regelmäßig das Gelände durchläuft, nimmt Strukturen oft nicht mehr bewusst wahr – für Ortsfremde dagegen entscheidet der erste Eindruck über Sicherheit. Deshalb sollte das visuelle Leitsystem regelmäßig überprüft und bei Bedarf angepasst werden. Klarheit auf dem Boden führt zu klarem Verhalten – das reduziert Risiko, verbessert den Verkehrsfluss und schafft Vertrauen.

Fahrbahnmarkierung und Zugang mit Zaun sichern

Standards für Industrieflächen

Betriebsgelände in industrieller Nutzung unterliegen spezifischen Anforderungen, die sich aus Arbeitsstättenverordnungen, Unfallverhütungsvorschriften und branchenspezifischen Regelwerken ergeben. Besonders bei Außenflächen spielt die Kombination aus Wetterbeständigkeit, Haltbarkeit und Sichtbarkeit eine zentrale Rolle. Wer eine Fahrbahnmarkierung einsetzt, muss darauf achten, dass sie nicht nur normgerecht ist, sondern auch zur tatsächlichen Belastung durch Fahrzeuge und Witterung passt. Fahr-, Geh- und Haltezonen sollten sich nicht nur farblich unterschieden, sondern auch durch Symbole ergänzt werden – etwa für Staplerverkehr, Be- und Entladezonen oder Notausgänge. Die Umsetzung sollte gemeinsam mit Fachfirmen erfolgen, die sowohl Materialien als auch Vorschriften kennen. Eine gute Planung beginnt immer mit einer Flächenanalyse: Wo entstehen Konflikte, wo fehlt Orientierung, wo gibt es wiederkehrende Risiken? Nur wer diese Punkte frühzeitig erkennt, kann eine Markierung schaffen, die nicht nur sichtbar, sondern auch wirksam ist.

Kontrollen und Verantwortung

Sicherheitsmanagement endet nicht mit der Umsetzung – es beginnt dort erst. Wer Betriebsflächen dauerhaft sicher halten will, braucht regelmäßige Sichtkontrollen, klare Zuständigkeiten und die Bereitschaft zur Anpassung. Gefährliche Situationen entstehen oft nicht durch Unwissen, sondern durch Alltagsträgheit. Werden Wege mit Paletten verstellt oder Schilder übersehen, liegt das nicht am System, sondern an fehlender Kontrolle. Ein Flächenkonzept muss gepflegt, kommuniziert und erklärt werden. Wer Sicherheit sichtbar leben will, braucht einen strukturierten Ansatz: mit festen Prüfintervallen, internen Schulungen und offener Feedbackkultur. Die Verantwortung dafür liegt nicht allein bei der Sicherheitsfachkraft, sondern im Zusammenspiel aller Bereiche – vom Wareneingang bis zur Geschäftsleitung.

Checkliste: Sichere Flächen auf dem Werksgelände 🧾✅

Maßnahme für mehr Sicherheit und Struktur
Fahr-, Geh- und Rangierzonen optisch und physisch trennen
Ein- und Ausfahrten mit Sichtzonen und Warnhinweisen sichern
Gefahrenstellen mit Piktogrammen und Farben markieren
Regelmäßige Begehungen zur Kontrolle von Sichtbarkeit und Zustand
Wetterbeständige Materialien für Außenbereiche einsetzen
Schilder und Markierungen jährlich auf Lesbarkeit prüfen
Zuständigkeiten für Pflege und Kontrolle klar festlegen
Notwege und Rettungsbereiche dauerhaft freihalten
Schulung der Mitarbeitenden zur Verkehrsführung auf dem Gelände

Interview mit Markus Liedtke, Berater für Außensicherheit in Industriebetrieben 🗣️

Markus Liedtke berät seit über zehn Jahren Unternehmen bei der sicheren Gestaltung von Werksgeländen.

Wo sehen Sie die größten Sicherheitslücken auf Betriebsgeländen?
„Die meisten Risiken entstehen durch fehlende Trennung zwischen Fahrzeugen und Fußgängern. Besonders an Einfahrten, Ladezonen und bei Querverkehr in engen Bereichen wird oft improvisiert – das führt schnell zu gefährlichen Situationen.“

Wie lässt sich ein Gelände kurzfristig sicherer machen?
„Zuerst mit Sichtbarkeit: Markierungen, Warnschilder, klare Laufwege. Kleine Maßnahmen können schnell Wirkung zeigen, wenn sie konsequent durchgesetzt werden.“

Welche Rolle spielt die Fahrbahnmarkierung konkret?
„Sie ist oft der erste Hinweis für Verkehrsregeln – wie eine stille Sprache des Geländes. Ohne sie fehlt die Orientierung, gerade für externe Fahrer oder neue Mitarbeitende.“

Wie oft sollten Markierungen geprüft werden?
„Mindestens einmal jährlich, besser halbjährlich. In stark beanspruchten Bereichen – etwa durch Gabelstaplerverkehr – sind kürzere Intervalle sinnvoll.“

Was halten Sie von digitalen Lösungen, etwa QR-Codes oder LED-Leitsystemen?
„Sie können helfen, aber nur als Ergänzung. Die Grundlagen wie sichtbare Linien und klare Wegeführung bleiben unverzichtbar.“

Wer trägt die Verantwortung für Sicherheitsflächen?
„Formell oft die Fachkraft für Arbeitssicherheit, praktisch aber das gesamte Management. Nur wenn Führungskräfte mitgehen, wird das Thema ernst genommen.“

Was wird häufig vergessen, obwohl es offensichtlich erscheint?
„Dass Sicherheit nicht statisch ist. Ein Gelände verändert sich – durch neue Abläufe, Bauarbeiten oder externe Dienstleister. Wer nicht regelmäßig nachjustiert, verliert die Kontrolle.“

Fahrbahnmarkierung auf Betriebshof mit Rampenzone

Sicherheit beginnt mit Klarheit

Ein Betriebsgelände ist mehr als Zufahrt und Abstellfläche – es ist der erste Berührungspunkt mit der Organisation. Wer klare Wege vorgibt, Risiken sichtbar macht und auf regelmäßige Kontrolle setzt, schafft nicht nur Sicherheit, sondern auch Vertrauen. Strukturen wirken nach außen und nach innen. Gerade in der Industrie sind Verkehrsführung und Sichtbarkeit zentrale Bausteine eines funktionierenden Arbeitsschutzes. Wer früh plant, dauerhaft prüft und konsequent verbessert, hält sein Gelände fit für Mensch, Material und Maschine.

Bildnachweise:

bluedesign – stock.adobe.com

Tiberius Gracchus – stock.adobe.com

nemo1963 – stock.adobe.com